Daisy ist aus meinem D-Wurf bei uns geblieben - mein absoluter Traum- und Wunschhund.
Leider stand ihr kurzes Leben unter keinem guten Stern. An dem Tag, als alle Geschwister ausgezogen waren, wurde Daisy von Justus fast tot gebissen. Die beiden hätten sich niemals begegnen sollen, und doch ist es passiert. Justus hat sie ins Gesicht gebissen und erst losgelassen, als ich ihm mit Gewalt den Kiefer aufgemacht habe.
 
Wir haben sie sofort zum Tierarzt gefahren und meine liebe Cousine Chrina hat ihr zum ersten Mal das Leben gerettet. Sie stand unter einem tiefen Schock, hatte ein Loch im Schädel zwischen den Augen, das Linke Auge war extrem geschwollen und stand weit heraus, sie konnte das Augenlid nich mehr richtig schließen. Leider konnten wir nicht vermeiden, dass dadurch die Hornhaut geschädigt wurde. Um dem weiter entgegen zu wirken, musste das Augenlid zugetackert werden und nur durch einen Spalt regelmäßig Augentropfen gegeben werden. Daisy hatte einige Bisswunden, aus denen sich später mehrere eitrige Abszesse bildeten. Erst nach ein paar Tagen war sie stabil genug, dass wir eine Augenärztin aufsuchen konnten. Es stellte sich heraus, dass der linke Sehnerv extrem gequetscht war und Daisy vermutlich blind auf dem linken Auge sein würde, wenn das Auge überhaupt zu retten wäre. Der Augeninnendruck war viel zu niedrig und die Ärztin sagte, dass das Auge mit 95 %iger Wahrscheinlichkeit entfernt werden müsste. Sie verschrieb Daisy noch mehr Augentropfen, das arme kleine Mädchen bekam nun jede Viertelstunde das Äuglein gesalbt, Tag und Nacht, eine ganze Woche lang.
 
Wie wir alle das überstanden haben, weiß ich nicht mehr, aber wir haben es geschafft. Daisy durfte Ihr Auge behalten, auch wenn durch den gequetschten Sehnerv blind war. Ihr Gesichtchen war etwas schief, aber für mich war sie der schönste Hund auf der Erde. Trotz des schweren Starts war sie immer unglaublich fröhlich zu Mensch und Tier. Sie hatte vor nichts Angst und wir beide haben uns gegenseitig wie wahnsinnig geliebt. Dieser Hund hat mit ihren Pfötchen wann immer es ging meinen Arm umklammert und festgehalten. Sie hatte ein absolutes und tiefes Vertrauen und war einerseits unglaublich sanftmütig und anschmiegsam, auf der anderen Seite hatte sie nur Unsinn im Kopf. Sie hat geklaut wie ein Rabe, war frech wie Dreck und doch der allerbeste Hund der Welt.

Durch ihren Unfall hatte sie eine etwas schiefe Schnauze, der Oberkiefer war um ein paar Grad verschoben, so dass sie auch kein perfektes Scherengebiss mehr hatte. Mein großer Traum war es dennoch, von dieser wunderbaren Hündin Welpen zu bekommen. Im November 2019 nahmen wir einen zweiten Anlauf, eine Zuchtzulassung zu bekommen und waren tatsächlich erfolgreich. Ich plante, Daisy im Frühjahr 2020 decken zu lassen und war einfach glücklich über diese Aussicht.
 
Zur gleichen Zeit entdeckte ich eine Schwellung an Daisys linkem Hinterbein und meine Pläne schienen in Gefahr. Ich dachte an einen Bänderriss und ärgerte mich schon, dass ich meine Pläne vielleicht verschieben müsste. Aber es war viel schlimmer. Nach wochenlangem Bangen stand kurz vor Weihnachten fest, dass Daisy einen Tumor hatte und ihre einzige Rettung darin bestand, ihr das Bein abzunehmen. Eine Biopsie sollte uns die letzte Klarheit bringen, ob der Tumor gut- oder bösartig war. Die Biopsie ergab "keinerlei Tumorzellen, nur Entzündungszellen", die Laborantin empfahl uns, mit dem Abnehmen des Beins zu warten. Alle waren erleichtert und ich verbrachte Weihnachten mit meinem kleinen Mädchen in der Hoffnung, dass alles gut werden könnte. Wir gaben ihr hochwirksame Antibiotika, um die Entzündung zu bekämpfen. Drei Wochen später war alles unverändert, Daisy hatte nun deutliche Schmerzen. Ein weiterer Besuch in der Tierklinik in Hofheim besiegelte ihr Schicksal, es war doch keine Entzündung, sondern eindeutig ein Tumor. Die einzige Möglichkeit, meine kleine Daisy zu retten war die Amputation.
Am 22. Januar 2020 rettete meine Cousine Daisys Leben zum zweiten mal, indem sie ihr das Bein amputierte. Der Tumor wurde eingeschickt, damit das Kind einen Namen bekam. Trotz allem waren wir noch guter Dinge. Daisy sollte leben - vermutlich nicht so lange wie ein anderer Hund, aber auch mit drei Beinen war das Leben lebenswert.
Nach der OP packte ich mein kleines Mädchen ins Auto und lagerte sie dann dicht bei mir auf einem dicken Kissen. Bereits einen Tag später hoppelte Daisy auf drei Beinen herum, nach einer Woche kletterte sie wieder auf die Couchlehne und es schien, als hätte sie nie vier Beinchen gehabt.
Sie war fröhlich und rannte umher wie ein ganz normaler Hund .....
 
Einige Tage später rief meine Cousine an, der Laborbefund war da. Daisy hatte ein Hämangiosarkom und meine Welt brach erneut zusammen. Die Aussichten, dass Daisy leben würde standen mehr als schlecht. Von da an lebte ich in der ständigen Angst, meinen Traumhund hergeben zu müssen. Wir klammerten uns noch mehr aneinander und genossen die gegenseitige Nähe. Im Mai dann kam der Tag, an dem ich neue Tumore ertastete, einen, der schon groß war wie ein Tischtennisball an ihrer Schulter und einen kleineren, bohnengroß am Brustkorb. Meine Welt brach zusammen. Vierzehn Tage später schrie Daisy auf, als ich sie die Treppe hochheben wollte, eines morgens ließ sie ihr Futter stehen. Sie wurde immer stiller und schlief die meiste Zeit. Der Zeitpunkt, sie zu erlösen war gekommen. Während sie sich fröhlich auf eine dicke Portion Fleischwurst stürzte, ist sie in meinen Armen für immer eingeschlafen. Die Zeit blieb stehen und nichts ist mehr wie vorher. Ich vermisse sie so unendlich und wahnsinnig und auch jetzt, über ein Jahr später ist der Schmerz noch unerträglich. RIP Daisy, mein Seelenhund, meine olle Prinzessin, die Liebe meines Lebens und so eine Kämpferin. Du durftest nur knapp 5 Jahre alt werden und hast in dieser Zeit mein Leben so bereichert und lebenswert gemacht. Danke, dass ich Dich bei mir haben durfte.